Sämtliche Konzerte Beethovens

digitale Interpretationen - im Klangbild dreier Zeiten

Digitale Interpretation im Klangbild dreier Zeiten

Die Interpretationen versuchen mit heutigen Mitteln den Unterschieden im Klangbild von drei Zeiten zu folgen sowohl in der Akustik von Aufführungsräumen, der verwendeten Instrumente, der Spielweisen wie der in den Kadenzen gezeigten Form von Virtuosität.
Die Unterscheidungen nach "Jahrhunderten" sollen die zugehörigen historische Zeiträume nur grob andeuten und stellen keine rein chronologischen Daten dar, sie sollen vielmehr die jeweils bis zum Ende des Jahrhunderts etablierten Klangcharaktere einer "Zeit" zusammenfassen.

  • Klang im 18. Jahrhundert
  • Raumakustik
  • Das Soloinstrument
  • Streicher
  • Bläser

Auch wenn die Konzerte zwischen 1787 und 1810 also überwiegend im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhundert komponiert wurden, hat doch das 18. Jahrhundert einen Aufführungspraxis ausgebildet, die zu Beginn des 19ten Jahrhunderts als Beethoven saeine Konzerte komponierte vorherrschte und damit auch als klanglichen Voraussetzung für Beethovens Schaffen von Interesse ist.

Raum

Zeremoniensaal in Barockschloss Gödöllö (1745). Der hohe, aber mit ca. 200 Sitzplätzen eher kleine Saal hat einen vollen aber sehr klaren Raumklang.

Pianoforte

Broadwood Flügel (1796) Das von Beethoven bevorzugte Instrument ist obertonreicher und weniger voluminös im Klang als der moderne Konzertflügel

Streicher

Kleine Streichergruppen und ein weitgehender Verzicht auf romantisches Vibrato stehen für einen eher transparenten Klang.
Streichergruppen: 8 I. Geigen, 6 II. Geigen, 5 Bratschen, 5 Celli, 4 Kontrabässe)

Bläser

Bläser sind jeweils zweifach, also ein Spieler pro Stimme besetzt. Holzflöten, Barockoboen aber auch Naturhörner bzw. Naturtrompeten lassen die Bläser nicht so stark aus dem Gesamtklang hervorstechen wie die seit dem 19. Jahrhundert weiter entwickelten Bauformen dieser Instrumente.

  • Klang im 19. Jahrhundert
  • Raumakustik
  • Das Soloinstrument
  • Streicher
  • Bläser

19. Jhd. Die meisten Errungenschaften des Instrumentenbaus im 19. Jahrhunderts setzen sich erst deutlich nach der Komposition von Beethovens Konzerten durch.

Raum

Concertgebouw Amsterdam (1886). Der nach dem "Schuhschachtel-Prinzip" konzipierte mit ca. 1970 Sitzplätzen grosse Saal gehört mit dem Wiener Musikvereinssaales oder der Tonhalle Zürich zu akustischen Vorbildern vieler Konzerthäuser des späten 19. Jahrhundert. Er hat einen vollen aber sehr ausgewogenen Raumklang.

Flügel

Blüthner Konzertflügel (1895) Die Klavierbauer Blüthner gehörten im späten 19. Jahrhundert zu den wichtigsten von vielen Interpreten bevorzugten Flügelbauern. Auch wenn technisch schon viel dem modernen Konzertflügel ähnlich ist, hat sich die Reinheit des glockenartigen Klangideals moderner Konzertflügel noch nicht vollständig durchgesetzt. Ein durch Aliquotseiten unterstütztes reicheres Obertonspektrum gibt dem Blüthner-Flügel seinen ganz eigenen Charakter.

Streicher

Die Streichergruppen sind gegenüber dem 18. Jahrhundert vergrößert. Die Spielweisen beseelen den Ton durch romantisches Vibrato und Portamenti, für einen besonders emotional ansprechenden gesanglichen Klang.
Streichergruppen: 14 I. Geigen, 12 II. Geigen, 10 Bratschen, 8 Celli, 6 Kontrabässe)

Bläser

Bläser sind meistens immer noch jeweils zweifach, also ein Spieler pro Stimme besetzt. Böhmflöten, Wiener Oboen, Klarinetten mit deutschem Klappensystem aber auch Wiener Hörner bzw. Ventiltrompeten lassen die Bläser vor allem heller aus dem auch insgesamt volleren Gesamtklang hervorstechen.

  • Klang im 20. Jahrhundert
  • Raumakustik
  • Das Soloinstrument
  • Streicher
  • Bläser

Der Klang der Beethoveninterpretation im 20. Jahrhundert ist wemiger von den stilitischen Umbrüchen der Kompositionsgeschichte und "neuen Musik" des 20. Jahrhundert bestimmt, sondern stellte sich teilweise sogar ganz bewusst in die aus dem 19. Jahrhundert überkommene klassisch romantische Tradition. Dennoch gab es auch hier in der Instrumententechnik und Architektur der Spielstätten, Entwicklungen, die den interpretatorischen und klanglichen Standard des 19. Jahrhunderts hinter sich lassen.

Raum

Berliner Philharmonie (1963). Der zeltartige asymmetrisch konzipierte mit ca. 2300 Sitzplätzen grosse Saal ist zum akustischen Vorbildern vieler Konzerthäuser des späten 20. Jahrhundert geworden. Er hat einen grossen aber dennoch sehr transparenten Raumklang.

Flügel

Steinway D (1951) Steinways sind im 20. Jahrhundert die von den meisten Interpreten bevorzugten Flügel. Ein besonders ausgewogen klarer durchdringender Klang hat ein großes dynamisches Farbspektrum. (zum Vergleich von Beethovens op.15 mit 12 verschiedenen gesampelten modernen Konzertflügeln)

Streicher

Die Streichergruppen sind gegenüber dem 19. Jahrhundert weiter vergrößert und erreicht eine noch größere Klangfülle. Die Spielweisen beruht noch sehr auf dem romantischen beseelten Vibrato.
Streichergruppen haben bis zu 18 I. Geigen, 16 II. Geigen, 14 Bratschen, 12 Celli, 8 Kontrabässe)

Bläser

Bläser sind stäker also auch pro Stimme mehrfach besetzt. Böhmflöten, Französische Oboen, Klarinetten mit französischem Klappensystem aber auch Weiterentwicklungen wie das Triple Horn bzw. Ventiltrompeten machen die Bläser im Gesamtklang präsenter und beweglicher.

  • Klang im 21. Jahrhundert
  • Raumakustik
  • Das Soloinstrument
  • Streicher
  • Bläser

Dieses Projekt selbst versucht die Musik Beethovens mit den technischen Mitteln des 21. Jahrhunderts zu interpretieren. Im 21. Jahrhundert wissen und hören wir mehr von unserer musikalischen Traditionen als je zuvor. Zugleich erlaubt uns die Digitalisierung auch im Bereich der Musik viel detaillierter, präziser und faccettenreicher als je zuvor musikalische Ideen zu realisieren. In diesem Projekt versuche ich heute im 21. Jahrhundert mit meinen Interpretationen beides sinnvoll zu verbinden. Im folgenden wird auf Beispiele für die dazu verwendete Technik eingegangen.

Die meisten verwendeten Samplelibraries verfügen über die Möglichkeit eine Raumsituation einzustellen. Um hier einheitliche Verhältnisse und die richtige Platzierung einer Instrumentengruppe im Orchester zu erreichen, wurden die Raumanteile der Samplelibraries weitgehend ausggeschlossen und nur nahe und sehr nahe Mikrophonierungen verwendet. Diese Signale wurden dann in der Raumsimulationssoftware "Inspirata Pro" von Inspired Acoustic in die Simulationen des jeweils zur Klangepoche passenden Aufführungsraumes positioniert, einen Zeremoniensaal eines späten Barockschlosses, den Concertgebouw Konzertsaal in der "Schukasten"-Form des 19. Jahrhunderts und die Berliner Philharmonie in der Zeltarchitektur des 20. Jahrhunderts. Inspirata:

Für die Soloparts wurden folgende Digitalen Instrumente und Samplelibaries verwendet Flügel: 18.Jhd.: Modart-Pianotec-Stage: Broadwood (1796), Schoffstoss (1817), Cembalo: Blanchet(1733),
19.Jhd.: Vienna Symphonic Library, Synchron-Pianos: Blüthner 1895,
20.Jhd.: Synthogy: American Grand (Steinway D 1951),
Violine: 18. Jahrhundert: Native-Instruments Cremona-Quartett (Straivari), VSL (VI-Solovioline) 19. Jahrhundert: Virharmonic Bohemian Violin, 20. Jahrhundert Harmonic-Subtones Emotional Violin.
Gesangsolisten: 18. Jhd. Virharmonic: Soloists of Prague, 19. Jahrhundert: 8dio Requiem Pro (daraus die Solisten), 20. Jahrhundert East-West (Opera: Sopran + Tenor) sowie Virharmonic: Soloists of Prague Alt + Bass
Cello: 18. Jahrhundert: Native-Instruments Cremona-Quartett (Straivari-Cello) 19. Jahrhundert: Virharmonic Bohemian Cello, 20. Jahrhundert Harmonic-Subtones Emotional Cello.

Für die Streicher wurden für jede Klangversion mehrere Samplelibraries gemischt. Dabei handelte es sich jeweils immer um Samplelibraries, deren Besetzungsstärke für das von einem bestimmten Jahrhundert geprägten Klangbild als plausibel angenomen wurde.
Für das 18. Jahrhundert war bei allen verwendeten Streicher-Libraries die Wahl vibratoarme Speilweisen möglich und wurde genutzt. Verwendet wurden die Spitfire Audio Libraires: Chamberstrings ( 4 Vl.1, 3 Vl.2, 3 Vla., 3 Vcl., 3 Cb.), Studio Strings ( 8 Vl.1, 6 Vl.2, 6 Vla., 6 Vcl., 4 Cb.), Vienna Symphonic Library: Dimension Strings ( 6 Vl.1, 6 Vl.2, 6 Vla., 4 Vcl., 2 Cb.), Synchron Elite Strings ( 6 Vl.1, 5 Vl.2, 4 Vla., 4 Vcl., 3 Cb.).
Für das 19. Jahrhundert wurden Spielweisen mit deutlichem Vibrato verwendet. In der Besetzungsstärke 1. Violinen (14), 2. Violinen (10), Violen (8), Celli (8) und Kontrabässe (6) wurden Libraries der Vienna Symphonic Library Orchestral Strings I + II sowie Synchron Strings Pro verwendet. Um die im Orchesterklang gewohnte Diverität des Anstrichs zu erhöhen wurde noch die Spitfire Audio Librarie Studio Strings 1. Violinen (8), 2. Violinen (6), Violen (6), Celli (6) und Kontrabässe (4) mit vibratoreichen Spielweisen verwendet.
Für das 20. Jahrhundert wurden noch stärker besetzte Streicher-Samplelibraries verwendet. Es werden Spielweisen mit Vibrato verwendet. Folgende Samplelibraries mit der Besetzungsstärke (16 Vl.1, 14 Vl2, 12 Vla, 10 Vcl, 8 Cb) werden gemischt: Spitfire Audio BBC-Symphonic Orchestra Pro, Symphonic Strings Pro, Audiobro Modern Scoring Strings. Dazu werden stärker besetzte Samplelibraries gemischt (18 Vl.1, 14 Vl.2, 12 Vla, 10 Vcl, 8 Cb) wie wie Berlin Symphonic Strings East-West Hollywood Strings sowie VSL Appassionata Strings (20 Vl.1, 20 Vl.2, 14 Vla, 12 Vcl, 10 Cb) und VSL Synchron Strings Pro

Für die Bläser wurden bewusst Samplelibraries ausgewählt, die den Entwicklungsstand eines Instrumententyps in einem bestimmten Jahrhundert am nächsten kommen. Für den Klang des 18. Jahrhundert wurden da die Historic Winds von Vienna Symphonic Library verwendet z.B. die weichere Traversflöte, Barockoboe, Naturhörner und die Naturtrompete.
Für das 19. Jahrhundert konnten vor allem in der sehr konservativen Wiener Orchestertradition bis heute verwendete technische Sonderformen wie die Wiener Oboe, Wiener Klarinette oder das Wiener Horn Instrumente gefunden werden, die dem Entwicklungsstand des 19. Jahrhunderts näher sind als dem etablierten Stand des Instrumentenbaus im 20. Jahrhundert. Tatsächlich finden sich in der VI-Serie sowohl die Wiener Oboe, die Wiener Klarinette und auch das Wiener Horn unter den von der Vienna Symphonic Library gesampleten Blasinstrumenten. Die Bläserstimmen wurden dabei so besetzt wie Bläserstimmen in der PArtitur notiert sind.
Für die Bläser im Klang für das 20. Jahrhundert wurden ausschließlich Samplesets verwendet, die Instrumente mit der jeweils modernen Bauweise, also z.B. französische Oboen, französische Klarinetten, Triplehörner. Im Gegensatz zu den an frühere Jahrhunderte orientierte Klangversioen wurden praktisch alle Bläserstimmen mehrfach besetzt. Dabei wurden folgende Samplelibraries gemischt: Spitfire Audio Symphonic Brass Pro, Symphonic Woodwinds Pro, BBC-Symphonic Orchestra Pro, Audiobro: Scoring Brass, Orchestraltools: Berlin Woodwinds, Berlin Brass, East-West: Hollywood-Orchestra Woddwinds + Brass (Opus-Edition), Vienna Symphonic Library: Woodwinds I+II, Brass I+II, Synchron Woodwinds, Synchron Brass.

Selected tab: